Forschung und Entwicklung

Strategische Ausrichtung von Forschung und Entwicklung

Die KION Group hat auch im Geschäftsjahr 2012 einen wesentlichen Teil ihres Produktumsatzes aufgewendet, um das Portfolio weiterzuentwickeln und so die technologisch führende Position abzusichern. Die Ausrichtung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) folgt dabei dem vorrangigen Ziel, die Gesamtkosten der Kunden (Total Cost of Ownership, TCO) einschließlich Anschaffung, Wartungs- und Reparaturkosten sowie Energieverbrauch im Einklang mit umweltpolitischen Zielen und regulatorischen Anforderungen zu begrenzen. Darüber hinaus zielen die Aktivitäten darauf ab, die Logistiklösungen von KION in die Wertschöpfungsketten der Kunden zu integrieren und neue Einsatzgebiete zu erschließen.

Über Modul- und Plattformstrategien – innerhalb der einzelnen Produktmarken sowie markenübergreifend – werden F&E möglichst kosteneffizient gestaltet. KION hat Maßnahmen eingeleitet, um die Komplexität und Vielfalt der Produkte zu reduzieren und hierdurch die Entwicklungsgeschwindigkeit zu steigern. Die markenübergreifende F&E-Plattform dient dem Austausch von Forschungsergebnissen und technologischem Know-how, während die Entwicklung der Produkte weitestgehend in der Verantwortung der einzelnen Unternehmen liegt.

Um den international unterschiedlichen Bedürfnissen noch besser entsprechen zu können, hat die KION Group 2012 ihre internationalen F&E-Standorte weiter ausgebaut. 2012 wurde ein Forschungszentrum im neuen Werk São Paulo eingerichtet, in dem Fahrzeuge für den südamerikanischen Markt entwickelt werden. Darüber hinaus hat KION die Entwicklungsabteilungen in Xiamen (China) und Pune (Indien) verstärkt. Die europäischen Entwicklungsteams für Lagertechnikgeräte sind nach der Schließung des Werks in Montataire (Frankreich) in Châtellerault (Frankreich) und Luzzara (Italien) angesiedelt.

Wesentliche F&E-Kennzahlen

Mit € 120 Mio. hat die KION Group insgesamt ebenso viel für F&E aufgewendet wie im Vorjahr. Dies entsprach 2,5% (Vorjahr 2,8%) der Umsatzerlöse bzw. 4,3% der Umsatzerlöse im Neufahrzeug- und Hydraulikgeschäft. Damit bewegten sich die F&E-Aufwendungen auch im Berichtsjahr oberhalb des Branchendurchschnitts. Der Betrag enthält € 51 Mio. (Vorjahr € 53 Mio.) aktivierte Entwicklungsaufwendungen, denen Abschreibungen und Wertminderungen in Höhe von € 56 Mio. (Vorjahr € 53 Mio.) gegenüberstehen (s. Anhang Nr. 18). Der Anstieg des aufwandswirksam erfassten Betrags um 4,1% erklärt sich im Wesentlichen durch eine Vielzahl von Neu- und Weiterentwicklungen, die einen Personalaufbau vor allem in Vor- und Serienentwicklung erforderlich machte, sowie durch Gehalts- und Materialkostensteigerungen. Begrenzt wurde der Kostenzuwachs durch Effizienzsteigerungen, die insbesondere durch eine übergreifende Zusammenarbeit im Rahmen von Modul- und Plattformstrategien sowie durch Konzentration von CAD-Dienstleistungen nach Xiamen erreicht wurden.

Die Zahl der Vollzeitstellen in den F&E-Arbeitsbereichen belief sich zum Jahresende 2012 auf 847 (Vorjahr: 914 einschließlich Hydraulik-Aktivitäten). Auf vergleichbarer Basis errechnet sich ein Anstieg der Vollzeitstellen, der zum größten Teil auf den Ausbau des Entwicklungszentrums KION Asia in Xiamen (China) entfiel, während sich die Mitarbeiterzahl in Europa nur unwesentlich änderte.

Die externen Kosten betrafen vorwiegend Ingenieurdienstleistungen, Material für Prototypentwicklung und IT. Mit Linde Hydraulics hat LMH für die Zukunft eine enge Entwicklungspartnerschaft hinsichtlich neuer Hydraulikprodukte vereinbart.

Der Gesamtaufwand für Forschung und Entwicklung einschließlich Abschreibungsaufwendungen und Anlagenaktivierungen beliefen sich im Geschäftsjahr 2012 auf € 120 Mio.

F&E-Gesamtaufwand

in Mio. €

2012

2011

Veränderung

 

 

 

 

GuV-Aufwand F&E

124

120

4,1%

Abschreibungen/Wertminderungen

-56

-53

-5,7%

Aktivierung von Entwicklungskosten

51

53

-4,0%

Gesamtaufwand F&E

120

120

-0,1%

F&E-Anteil am Umsatz

2,5%

2,8%

-

KION schützt seine Produktentwicklungen umfassend vor Nachahmung. Im Jahr 2012 wurden an die KION Gesellschaften insgesamt 63 Patente erteilt. Die Zahl der Patentanmeldungen summierte sich auf 96, wovon LMH 50 und STILL 41 beisteuerten. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2011: 125 Patentanmeldungen) resultiert aus dem Abgang des Hydraulikgeschäfts. Auf vergleichbarer Basis ist die Zahl der Patentanmeldungen gegenüber dem Vorjahr moderat angestiegen.

Die Unternehmen der KION Group verfügten am Jahresende 2012 über insgesamt 1.495 Patentanmeldungen und erteilte Patente (Jahresende 2011: 1.720 Patentanmeldungen und erteilte Patente).

F&E-Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2012

Emissions- und Verbrauchsreduzierung

Wesentliche Projekte von LMH und STILL betrafen die Emissionsreduzierung vor dem Hintergrund verschärfter Abgasnormen (s. in den Kapiteln Regulatorisches Umfeld und Nachhaltigkeit).

So stattete LMH die Gegengewichtsstapler der Gewichtsklasse von 2,5 bis 5 Tonnen unter anderem mit neuen Motoren und einem serienmäßigen Partikelfiltersystem aus, um die ab Januar 2013 geltenden Grenzwerte der Euro-Stufe IIIB für dieselbetriebene Stapler ab einer Leistung von 37 kW zu erfüllen. Die Fahrzeuge der Reihe „Linde EVO“ zeichnen sich durch eine deutliche Unterschreitung der Schadstoffgrenzwerte sowie eine Verbrauchsreduzierung im zweistelligen Prozentbereich aus. Die Serienproduktion startet zum Jahresanfang 2013. Weiteres zentrales Projekt bei Linde war die Entwicklung eines neuen Schubmaststaplers zur Serienreife. Auch dieser Stapler bietet geringere Verbrauchswerte und überzeugt durch eine Reihe von neuen Produktfeatures. LMH erweiterte überdies das Spektrum an Modellvarianten der Elektrostapler-Baureihe in der Gewichtsklasse von 2 bis 5 Tonnen.

Ein Entwicklungsschwerpunkt bei STILL betraf den neuen Schubmaststapler, bei dem das Plattformkonzept innerhalb des Konzerns zur Anwendung kam. Darüber hinaus befinden sich zwei Diesel-Gegengewichtsstapler der Gewichtsklassen von 4 bis 5 beziehungsweise 6 bis 8 Tonnen in der Entwicklung, die 2013 in Serie gehen werden und ebenfalls die neuen Abgasvorschriften einhalten.

Antriebstechnologie

Im Mittelpunkt der Entwicklung neuer Antriebstechnologien standen leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien für Elektro- und Hybridfahrzeuge. Im Entwicklungszentrum Châtellerault (Frankreich) wurden verschiedene Batteriegrößen für Hubwagen und Zugmaschinen weiterentwickelt. Voraussichtlich Ende 2013 werden LMH und STILL die ersten Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien anbieten, die im Vergleich zu Bleiakkumulatoren einen deutlich höheren Energieinhalt haben und sich schneller aufladen lassen.

Daneben treiben LMH und STILL die Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien für Gegengewichtsstapler höherer Gewichtsklassen voran. Ein weiteres Projekt dient der Entwicklung von Hochleistungs-Booster-Batterien für Hybridfahrzeuge; hier arbeitet LMH mit einem Kooperationspartner zusammen. STILL produziert bereits seit 2010 als erster Produzent weltweit einen Hybridstapler in Serie. Dieser kombiniert den verbrennungsmotorischen Antrieb mit der Bremsenergie-Rückgewinnung eines Elektrostaplers und realisiert so sehr geringe Emissionswerte. Aus dem Test der Geräte im Kundeneinsatz konnten weitere Erkenntnisse für die Produktentwicklung gewonnen werden. Im November 2012 wurde der Hybrid-Stapler mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet, der erstmalig vom Bundesumweltministerium und vom Umweltbundesamt vergeben wurde.

Das Kompetenzfeld Electronic Systems & Drives (ES&D) von LMH entwickelte im Jahr 2012 zusammen mit einem Kooperationspartner die elektrische Draisine „Rotrac E2“ für sehr schwere Schlepplasten, die unter anderem beim Rangieren von Schienenfahrzeugen zum Einsatz kommt. Ein Containerlader mit umweltschonendem Antriebskonzept wird seit Jahresmitte 2012 als Prototyp im Flughafeneinsatz getestet.

Darüber hinaus engagiert sich KION im Rahmen eines staatlich geförderten Forschungsprojekts („E-LOG-Biofleet“) zur Verbesserung von Betriebsverhalten und Umweltverträglichkeit unter Nutzung einer Flurförderzeugflotte mit Brennstoffzellen-Hybridlösung. Linde rüstete eine Flotte von zehn Staplern um, die seit Ende 2012 von einem Kunden im Feldversuch eingesetzt werden. Kooperationspartner ist ein Hersteller von Batterieladesystemen. STILL hat im Jahr 2012 seine langjährigen, internationalen Brennstoffzellen-Aktivitäten für Flurförderzeuge fortgeführt und weitere sechs Fahrzeuge bei zwei Kunden in den Einsatz gebracht.

Arbeitssicherheit und Ergonomie

Die Sicherheitsausstattung der Flurförderzeuge wurde im Geschäftsjahr 2012 ebenfalls weiterentwickelt. Die neuen Modelle der Baureihe „Linde EVO“ verfügen als weltweit erste Dieselstapler über eine serienmäßige Anpassung der Kurvengeschwindigkeit („Curve Assist“) in Abhängigkeit vom Lenkeinschlag. Eine automatisch einfallende Parkbremse bei Elektrogeräten erhöht zusätzlich Komfort und Sicherheit. STILL entwickelte ein neues Rückhaltesystem („netProtect“), welches den Fahrer selbsttätig sichert; das manuelle An- und Ablegen des Gurtes entfällt.

Darüber hinaus beschäftigten sich die KION Gesellschaften mit der weiteren Verringerung von Humanschwingungen und Vibrationen, unter anderem durch Verbesserung von Sitzen und Polsterungen.

Regionalisierung und Individualisierung

Das F&E-Zentrum von KION in Xiamen fokussierte sich auch 2012 darauf, Fahrzeugkonzepte für die speziellen Anforderungen in China und weiteren Emerging Markets weiterzuentwickeln. Ein neuer Gegengewichtsstapler stand zum Jahresende 2012 in der kostengünstigen Basic-Variante (Fahrantrieb mittels Drehmomentwandler) kurz vor der Serienproduktion. Nach einem Plattformkonzept sollen drei Modelle mit unterschiedlichen Antriebssystemen und Preiskategorien angeboten werden. Ebenfalls vorangetrieben wurden drei Lagertechnik-Maschinen sowie eine kleinere Zugmaschine mit 2 Tonnen Zugkraft, welche als Abrundung der Leistungspalette nach unten auch außerhalb Chinas vermarktet werden soll.

Die Individualisierung von Flurförderzeugen gemäß Kundenanforderungen nahm 2012 einen noch breiteren Raum in der F&E ein als in den Vorjahren. Das Modulkonzept soll dazu beitragen, die Wünsche der Kunden künftig noch flexibler und schneller erfüllen zu können.

Vernetzung

Um der wachsenden Nachfrage nach automatisierten Lösungen zu begegnen, beschäftigt sich die KION Group mit der Weiterentwicklung von Materialfluss-Management-Systemen (MMS). Ein autonomer Schubmaststapler, der von STILL anlässlich der Hannover Messe im April 2012 als Prototyp präsentiert wurde, kann selbstständig durch ein Warenlager navigieren und auf Umweltveränderungen reagieren. Der Prototyp wurde gemeinsam mit Partnern im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts realisiert.

Ebenfalls eigenständig navigieren kann der 2012 im Markt eingeführte Kommissionierstapler. Mit dem STILL PalletShuttle kam schließlich ein halbautomatisches Ein- und Auslagerungssystem auf den Markt, welche in das MMS von STILL integriert werden kann. Die STILL Software-Lösung Fleet Data Services, präsentiert auf der CeBIT 2012, ermöglicht die Erfassung, Aufbereitung und Online-Verfügbarkeit von Fahrzeug- und Fahrerdaten. LMH bietet seit Februar 2012 mit dem erweiterten Logistikzug-Programm eine flexiblere Lösung zur Optimierung der Produktions-, Lager- und Transportlogistik.

Über STILL beteiligte sich KION darüber hinaus am Forschungsprojekt IdentProLog zur Optimierung von Warenströmen mittels RFID-Technik (Radio Frequency Identification). Ziel des Projekts ist es, branchenübergreifend einheitliche Industriestandards für den RFID-Einsatz zu etablieren.

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