Finanzlage

Die Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements haben sich zum 30. September 2020 gegenüber der Darstellung im zusammengefassten Lagebericht 2019 nicht wesentlich verändert.

Im Zuge der Corona-Krise hat die KION Group Maßnahmen ergriffen, um die Finanzkraft und Flexibilität des Konzerns vorsorglich abzusichern, nachdem noch im Januar 2020 die ausstehende Restverbindlichkeit aus dem Acquisition Facilities Agreement (AFA) in Höhe von 200,0 Mio. € vorzeitig getilgt wurde. Um die Ausnahmesituation bedarfsorientiert zu überbrücken, vereinbarte die KION GROUP AG daher im Mai 2020 mit ihrer Kernbankengruppe unter wesentlicher Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Bereitstellung einer syndizierten Liquiditätslinie. Von dieser marktüblich finanzierten Darlehenslinie über 1,0 Mrd. € entfallen 800 Mio. € auf die staatliche Förderbank und 200 Mio. € auf die Kernbanken der KION Group. Die Kreditvereinbarung hat eine Laufzeit von zwölf Monaten mit zwei Verlängerungsoptionen von jeweils sechs Monaten; eine vorzeitige Kündigung ist grundsätzlich jederzeit möglich. Die neue syndizierte Liquiditätslinie wurde bislang nicht gezogen.

Darüber hinaus wurde mit den finanzierenden Banken das Aussetzen der Kreditvereinbarungsklauseln („Covenants“) unter der bestehenden Kreditlinie und der zusätzlichen Liquiditätslinie vereinbart. Insgesamt verfügt der Konzern zum 30. September 2020 somit über revolvierende Linien im Gesamtvolumen von 2.150,0 Mio. € (Ende 2019: 1.150,0 Mio. €).

Zur langfristigen Erweiterung des Finanzierungsspielraums des Konzerns hat die KION GROUP AG außerdem am 24. September 2020 eine Unternehmensanleihe mit einem Gesamtvolumen von 500,0 Mio. € und einer Laufzeit bis 2025 am Kapitalmarkt ausgegeben. Daneben werden die variabel verzinslichen Tranchen des Schuldscheindarlehens mit Fälligkeit Mai 2022 und einem Nominalwert von 653,5 Mio. € vorzeitig zum 30. Oktober 2020 getilgt.

Kapitalstrukturanalyse

Die kurz- und langfristigen Schulden nahmen gegenüber dem Jahresendwert 2019 (10.206,8 Mio. €) um 506,1 Mio. € auf 10.712,9 Mio. € zu. Ursächlich dafür waren die Finanzierung der Akquisition von DAI, der Anstieg der Pensionsrückstellungen sowie höhere Verbindlichkeiten aus der Refinanzierung des langfristigen Leasinggeschäfts.

Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten beliefen sich zum 30. September 2020 auf 1.382,2 Mio. € (Ende 2019: 1.716,8 Mio. €). Der Buchwert der darin enthaltenen Schuldscheindarlehen hat sich gegenüber Ende 2019 von 1.317,3 Mio. € auf 667,4 Mio. € reduziert, da die variabel verzinslichen Tranchen des Schuldscheindarlehens mit einem Buchwert von 652,9 Mio. € durch die vorzeitige Tilgung Ende Oktober 2020 als kurzfristig ausgewiesen werden. Ferner umfassen die langfristigen Finanzverbindlichkeiten die begebene Unternehmensanleihe in Höhe von 494,2 Mio. € sowie Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von 200,2 Mio. € (Ende 2019: 399,5 Mio. €). Die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten erhöhten sich auf 914,4 Mio. € (Ende 2019: 103,7 Mio. €). Neben dem als kurzfristig ausgewiesenen Anteil der Schuldscheindarlehen sind darin Verbindlichkeiten aus dem Commercial-Paper-Programm in Höhe von 185,0 Mio. € enthalten. Die Netto-Finanzschulden (lang- und kurzfristige Finanzverbindlichkeiten abzüglich flüssiger Mittel) erhöhten sich im Berichtszeitraum auf 1.867,6 Mio. € (Ende 2019: 1.609,3 Mio. €). Dies entsprach dem 1,3-Fachen (Ende 2019: 1,0-Faches) des EBITDA bereinigt auf annualisierter Basis. Die industriellen operativen Netto-Finanzschulden als Liquiditäts- und Kapitalstrukturkennzahl bezieht sich auf das operative Geschäft exklusive der Leasinggeberaktivitäten im Konzern. Zur Überleitung auf die industriellen operativen Netto-Finanzschulden zum 30. September 2020 in Höhe von 2.919,2 Mio. € werden den Netto-Finanzschulden die Verbindlichkeiten zur Finanzierung der Kurzfristmietflotte in Höhe von 524,0 Mio. € sowie die Verbindlichkeiten aus Beschaffungsleasing in Höhe von 527,6 Mio. € hinzugerechnet.

(Industrielle operative) Netto-Finanzschulden

in Mio. €

30.09.2020

31.12.2019

Verän­derung

Schuldscheindarlehen

1.320,3

1.317,3

0,2 %

Anleihen

494,2

0,0

Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten

261,6

498,3

–47,5 %

Sonstige Finanzverbindlichkeiten

220,5

4,9

>100 %

Finanzverbindlichkeiten

2.296,6

1.820,5

26,2 %

./. Flüssige Mittel

–429,0

–211,2

< −100 %

Netto-Finanzschulden

1.867,6

1.609,3

16,1 %

Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen (Kurzfristmietflotte)

412,3

437,2

–5,7 %

Sonstige finanzielle Verbindlichkeiten (Kurzfristmietflotte)

111,7

178,6

–37,4 %

Verbindlichkeiten zur Finanzierung der Kurzfristmietflotte

524,0

615,8

–14,9 %

Verbindlichkeiten aus Beschaffungsleasing

527,6

486,1

8,5 %

Industrielle operative Netto-Finanzschulden

2.919,2

2.711,2

7,7 %

Die Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen nahmen zum 30. September 2020 auf 2.772,3 Mio. € (Ende 2019: 2.500,2 Mio. €) zu. Sie umfassen Verbindlichkeiten aus der Refinanzierung des Leasinggeschäfts und der Kurzfristmietflotte per Sale-and-Leaseback-Sublease sowie die Verbindlichkeiten aus der Refinanzierung des Leasinggeschäfts durch Leasingkreditlinien bzw. die Nutzung von Verbriefungen. Auf die Refinanzierung des langfristigen direkten sowie indirekten Leasinggeschäfts entfielen 2.360,1 Mio. € (Ende 2019: 2.062,9 Mio. €). Darin enthalten sind auch die im indirekten Leasinggeschäft begründeten, rückläufigen Restwertverpflichtungen in Höhe von 265,6 Mio. € (Ende 2019: 297,2 Mio. €). Per 30. September 2020 haben sich die Leasingverbindlichkeiten deutlich auf 284,1 Mio. € verringert (Ende 2019: 432,1 Mio. €). Insgesamt entfallen auf die Refinanzierung des langfristigen direkten und indirekten Leasinggeschäfts somit Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen sowie Leasingverbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 2.644,1 Mio. € (Ende 2019: 2.495,0 Mio. €). Die Finanzierung der Kurzfristmietflotte ist mit einem anteiligen Betrag von 412,3 Mio. € (Ende 2019: 437,2 Mio. €) in den Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen enthalten. Die verbleibende Finanzierung der Kurzfristmietflotte wird in Höhe von 111,7 Mio. € (Ende 2019: 178,6 Mio. €) unter den Sonstigen finanziellen Verbindlichkeiten bilanziert.

Ebenfalls in den Sonstigen finanziellen Verbindlichkeiten werden Verbindlichkeiten aus Beschaffungsleasingverhältnissen in Höhe von 527,6 Mio. € (Ende 2019: 486,1 Mio. €) ausgewiesen, denen auf der Aktivseite bilanzierte Nutzungsrechte gegenüberstehen.

Die kurz- und langfristigen Sonstigen finanziellen Verbindlichkeiten beliefen sich zum 30. September 2020 insgesamt auf 754,6 Mio. € (Ende 2019: 784,9 Mio. €).

Die Vertragsverbindlichkeiten, die zu einem großen Teil das langfristige Projektgeschäft betreffen, verringerten sich im Zuge des Projektfortschritts auf 448,4 Mio. € (Ende 2019: 504,9 Mio. €).

Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen erhöhten sich vor allem wegen gesunkener Abzinsungsfaktoren auf 1.408,7 Mio. € zum 30. September 2020 (Ende 2019: 1.263,4 Mio. €).

Das Konzern-Eigenkapital lag mit 3.472,3 Mio. € unter dem Jahresendwert von 2019 (3.558,4 Mio. €). Dabei wurde das unterjährig erwirtschaftete Konzernergebnis durch erfolgsneutral erfasste Verluste aus der Fremdwährungsrechnung sowie versicherungsmathematische Verluste aus der Bewertung der Pensionsverpflichtungen überkompensiert. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich zum Stichtag 30. September 2020 auf 24,5 Prozent (Ende 2019: 25,9 Prozent).

(Verkürzte) Bilanz

in Mio. €

30.09.2020

in %

31.12.2019

in %

Verän­derung

Langfristige Vermögenswerte

10.638,5

75,0 %

10.696,4

77,7 %

–0,5 %

Kurzfristige Vermögenswerte

3.546,7

25,0 %

3.068,8

22,3 %

15,6 %

Summe Aktiva

14.185,1

100,0 %

13.765,2

100,0 %

3,1 %

Eigenkapital

3.472,3

24,5 %

3.558,4

25,9 %

–2,4 %

Langfristige Schulden

6.191,9

43,7 %

6.277,8

45,6 %

–1,4 %

Kurzfristige Schulden

4.521,0

31,9 %

3.929,0

28,5 %

15,1 %

Summe Passiva

14.185,1

100,0 %

13.765,2

100,0 %

3,1 %

Investitionsanalyse

In Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (ohne Nutzungsrechte aus dem Beschaffungsleasing) investierte die KION Group im Berichtszeitraum 189,9 Mio. € (Vorjahr: 187,8 Mio. €). Der Schwerpunkt im Segment Industrial Trucks & Services lag weiterhin bei Investitionen in Produktentwicklungen sowie bei Erweiterungen und Modernisierungen von Produktions- und Technologiestandorten. Die Investitionen im Segment Supply Chain Solutions betrafen in erster Linie Entwicklungsleistungen.

Liquiditätsanalyse

Der Bestand an flüssigen Mitteln erhöhte sich im Berichtszeitraum um 217,8 Mio. € auf 429,0 Mio. € (Ende 2019: 211,2 Mio. €). Unter Berücksichtigung der noch frei verfügbaren Kreditlinie sowie der zusätzlichen Liquiditätslinie standen der KION Group zum 30. September 2020 frei verfügbare liquide Mittel in einer Gesamthöhe von 2.573,6 Mio. € (Ende 2019: 1.357,4 Mio. €) zur Verfügung.

Die Mittelzuflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit lagen mit 170,1 Mio. €, maßgeblich bedingt durch den operativen Ergebnisrückgang, unter dem Vorjahreswert (238,0 Mio. €), waren jedoch im dritten Quartal aufgrund der Stabilisierung des Geschäfts und des Erfolgs liquiditätssichernder Maßnahmen wieder deutlich positiv. Die Veränderung aus dem Net Working Capital führte volumenbedingt zu einem im Vorjahresvergleich geringeren Liquiditätsabfluss von insgesamt –277,0 Mio. € (Vorjahr: –470,7 Mio. €). Daneben haben sich die Netto-Auszahlungen aus dem Leasinggeschäft auf –110,2 Mio. € (Vorjahr: –90,6 Mio. €) sowie aus der Kurzfristmiete auf –148,8 Mio. € (Vorjahr: –124,6 Mio. €) erhöht.

Die Mittelabflüsse aus der Investitionstätigkeit beliefen sich im Berichtszeitraum auf –284,4 Mio. € (Vorjahr: –185,0 Mio. €). Die darin enthaltenen Auszahlungen für Investitionen in Produktionsanlagen, Produktentwicklungen und erworbene Sachanlagen lagen mit –189,9 Mio. € leicht über Vorjahreshöhe (–187,8 Mio. €). Zusätzlich wurden für den Erwerb von Tochterunternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten insgesamt –109,2 Mio. € (nach Abzug erworbener flüssiger Mittel) ausgezahlt; darin ist ein Nettoabfluss für den Erwerb von DAI in Höhe von –89,3 Mio. € enthalten.

Der Free Cashflow als Summe aus dem Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit und Investitionstätigkeit lag bei –114,3 Mio. € (Vorjahr: +53,0 Mio. €).

Der Mittelzufluss aus der Finanzierungstätigkeit in Höhe von +347,7 Mio. € (Vorjahr: Mittelabfluss von –86,5 Mio. €) war in erster Linie auf die Begebung der neuen Unternehmensanleihe sowie Emissionen im Rahmen des im November 2019 neu eingeführten Commercial-Paper-Programms zurückzuführen. Der Mittelabfluss aus der vorzeitigen Tilgung der ausstehenden Restverbindlichkeit aus dem Acquisition Facilities Agreement (AFA) wurde dadurch überkompensiert. Insgesamt standen im Berichtszeitraum Aufnahmen an Finanzschulden in Höhe von 2.977,6 Mio. € (Vorjahr: 2.000,6 Mio. €) Tilgungen mit einem Volumen von –2.518,1 Mio. € (Vorjahr: –1.821,9 Mio. €) gegenüber. Die Zins- und Tilgungsanteile aus dem Beschaffungsleasing beliefen sich auf –98,2 Mio. € (Vorjahr: –91,8 Mio. €). Die laufenden Zinsauszahlungen verringerten sich dank einer weiteren Zinsoptimierung der Finanzschulden auf –18,8 Mio. € (Vorjahr: –25,2 Mio. €). Die im Mai 2019 ausgezahlte Dividende an die Aktionäre der KION GROUP AG führte in der Vorperiode zu einem Mittelabfluss von –141,5 Mio. €, dem im laufenden Jahr eine Auszahlung von lediglich –4,7 Mio. € gegenüberstand – entsprechend einer Dividendenausschüttung von 0,04 € pro Aktie.

(Verkürzte) Kapitalflussrechnung

in Mio. €

Q3
2020

Q3
2019

Verän­derung

Q1 – Q3
2020

Q1 – Q3
2019

Verän­derung

EBIT

135,2

194,9

–30,6 %

272,8

554,1

–50,8 %

Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit

172,7

167,9

2,9 %

170,1

238,0

–28,5 %

Cashflow aus Investitionstätigkeit

–67,4

–83,3

19,0 %

–284,4

–185,0

–53,8 %

Free Cashflow

105,3

84,6

24,4 %

–114,3

53,0

< −100 %

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

78,1

–121,0

>100 %

347,7

–86,5

>100 %

Währungseinflüsse Flüssige Mittel

–3,9

0,4

< −100 %

–15,6

2,4

< −100 %

Veränderung Flüssige Mittel

179,5

–36,0

>100 %

217,8

–31,0

>100 %