5.2 Finanzlage

Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements

Ziel des Finanzmanagements ist sowohl die jederzeitige Sicherstellung ausreichender Liquidität als auch die Begrenzung finanzieller Risiken.

Zur Sicherstellung jederzeitiger Liquidität gehören neben der Zahlungsfähigkeit im engeren Sinne auch die Verfügbarkeit des notwendigen finanziellen Spielraums für das Grundgeschäft, die Abwicklung der Kundenaufträge, die Geldversorgung des Konzerns und das Management der gegebenen Sicherheiten. Hauptziel ist die Begrenzung finanzwirtschaftlicher Risiken für Unternehmenswert und Ertragskraft. Dazu zählen Währungs-, Zinsänderungs- und Kurs- sowie Kontrahenten- und Länderrisiken.

Primär stellt eine internationale Banken- und Investorengruppe den externen Finanzierungsspielraum der KION Group sicher. Im Konzern gilt der Grundsatz der internen Finanzierung. Entsprechend deckt die KION Group den Finanzierungsbedarf von Tochtergesellschaften nach Möglichkeit über interne Darlehensbeziehungen ab. Die zentrale Finanzierung ermöglicht ein einheitliches Auftreten der KION Group an den Kapitalmärkten und stärkt die Verhandlungsposition gegenüber Kreditinstituten und anderen Marktteilnehmern.

Die Konzerngesellschaften nutzen entweder Liquiditätsüberschüsse anderer Unternehmenseinheiten in Cash-Pools, oder sie erhalten Konzerndarlehen. Vereinzelt vereinbart das Konzern Treasury Kreditlinien mit lokalen Banken und Leasinginstituten, um rechtlichen, steuerlichen oder sonstigen Gegebenheiten Rechnung zu tragen.

Der wesentliche Kreditvertrag sieht die Einhaltung fest definierter Relationen für die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage (Covenants) vor. Diese werden in Form von Kennzahlen mit Bezug auf die Größen Fremdkapitalverschuldungsgrad, verfügbare Liquidität, Höhe des bereinigten EBITDA, Betrag der gezahlten Zinsen sowie die Ausgaben für Investitionen gefordert. Diese Kreditbedingungen wurden unter breiter Zustimmung der Kreditgeber in 2009 an die aktuelle Marktsituation angepasst. Für die Anpassung der Covenants wurde den Kreditgebern eine Erhöhung des Zinsaufschlags gewährt, die überwiegend endfällig zu zahlen ist und damit die Liquidität der KION Group vorerst nicht zusätzlich belastet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die KION Group sämtliche „Financial Covenants“ eingehalten.

Zusätzlich stellten Fonds, die mit Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. und Goldman, Sachs & Co. assoziiert sind, der KION Group € 100 Mio. als Kredit zu den Bedingungen des Senior Facility Agreement (SFA) zur Verfügung, um die strategische Flexibilität des Unternehmens zu erhöhen. Der Kredit und daraus resultierende Zinsen sind endfällig zu leisten.

Zur Finanzierung setzt der Konzern ebenso Factoring ein. Das Volumen des echten Factoring belief sich per Ende 2010 auf € 20 Mio. (Vorjahr: € 23 Mio.), unechtes Factoring nutzt die KION Group nur in geringem Umfang.

Die KION Group GmbH verfügt zur Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit über ausreichend liquide Mittel und freie, fest zugesagte Kreditlinien.

Cashflow

Die Steuerungsgröße hinsichtlich der Liquidität bei der KION Group ist der Free Cashflow vor Steuern, bei dem Steuerzahlungen und Zinsen aus der Finanzierungstätigkeit sowie Zinsaufwendungen und -erträge aus Leasingverträgen nicht berücksichtigt werden. Mehr zum Free Cashflow vor Steuern und weiteren Kennzahlen zur Konzernsteuerung finden Sie im Kapitel 4.4. „Finanzielle Leistungsgrößen der Unternehmenssteuerung“.

Der operative Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit verbesserte sich deutlich um 74% und betrug 2010 € 199 Mio. (Vorjahr: € 115 Mio.). Basis für diese Entwicklung ist das gestiegene Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) in Höhe von € 35 Mio. (Vorjahr: € -182 Mio.). Der mit den gestiegenen Geschäftsvolumina verbundene leichte Aufbau des Working Capital fiel nur unterproportional zum Umsatzwachstum aus; dies hat ebenfalls den operativen Cashflow geprägt.

Der Mittelabfluss aus der Investitionstätigkeit des Konzerns in 2010 wuchs um 9% und beträgt € 123 Mio. (Vorjahr: € 113 Mio.). Grund dafür sind erhöhte Investitionen in langfristiges Vermögen und Sachanlagen (Capex), deren Auszahlungen insgesamt € 123 Mio. betrugen (Vorjahr: € 108 Mio.). Die Investitionen umfassten Entwicklungsprojekte für neue Produkte und Facelifts, schlankere Fertigungsabläufe sowie die mit den Produktionsverlagerungen nach Deutschland erforderlichen Um- und Aufbaumaßnahmen. Für € 8 Mio. erwarb die KION Group im Wesentlichen die restlichen Anteile eines französischen Händlers.

Darüber hinaus erwarb die KION Group im April 2010 weitere Anteile an Baoli. Aufgrund des bereits seit 2009 bestehenden „Control“ bei Baoli ist der zusätzliche Mittelabfluss von rund € 10 Mio. gemäß IAS 7 in der Finanzierungstätigkeit auszuweisen.

Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit (Mittelabfluss) betrug insgesamt € -290 Mio. (Vorjahr: € 47 Mio.). Während die Inanspruchnahme einer bestehenden Kreditlinie (Capex Facility) sowie des Senior Facility Agreements (SFA) das Vorjahr bestimmte, verursachte die Netto-Rückführung von Darlehen (€ -96 Mio.) sowie die Tilgung von sonstigen Finanzmitteln von Einzelgesellschaften (€ -42 Mio.) einen Mittelabfluss im Berichtsjahr. Die Zinszahlungen sind aufgrund von gesunkenen Auszahlungen für Zinssicherungsgeschäfte um € 24 Mio. auf € 135 Mio. zurückgegangen.

Der Bestand an Zahlungsmittel in der Bilanz betrug zum Bilanzstichtag € 253 Mio. (Vorjahr: € 463 Mio.).

(Verkürzte) Kapitalflussrechnung

Mio. €

2010

2009

Veränderung

1

Vor Kreditbeschaffungskosten

 

 

 

 

EBIT

35

-182

>100%

Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit

199

115

73,7%

Cashflow aus Investitionstätigkeit

-123

-113

-9,2%

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

-290

47

<-100%

Währungseinflüsse Liquide Mittel

4

1

>100%

Veränderung der Zahlungsmittel

-211

50

<-100%

Nettobankverschuldung1

2.641

2.484

6,3%

Zu internen Steuerungszwecken wird der „Free Cashflow“ als Summe aus Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit und Investitionstätigkeit deutlich enger definiert.

Überleitung zur Steuerungsgröße Free Cashflow vor Steuern

Mio. €

2010

2009

Veränderung

1

Interne Steuerungsgröße

 

 

 

 

Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit

199

115

73,7%

Cashflow aus der Investitionstätigkeit

-123

-113

-9,2%

Free Cashflow

76

2

>100%

Gezahlte Steuern

13

22

-40,8%

Zinsen Leasingforderungen/-verbindlichkeiten

10

14

-23,0%

Finanzforderungen inkl. Zinserträge

-2

-4

50,0%

Mittelabfluss aus Erwerb von Unternehmensanteilen (nach Control)

-10

Sonstige Einzelsachverhalte

-4

Free Cashflow vor Steuern1

83

34

>100%

Der Free Cashflow vor Steuern, der als Kennzahl zur Unternehmenssteuerung herangezogen wird, berücksichtigt im Vergleich zum Free Cashflow von € 76 Mio. keine Zahlungsströme aus gezahlten Ertragsteuern (€ 13 Mio.) und keine Zinszahlungen aus dem Leasinggeschäft (€ 10 Mio.). Im Geschäftsjahr 2010 wurden darüber hinaus Einzahlungen aus Finanzforderungen und Zinserträgen (€ 2 Mio.) sowie sonstige Einzelsachverhalte, die gemäß IAS 7 unterschiedlich behandelt werden, umgegliedert. Unter Berücksichtigung dieser Effekte ergibt sich ein Free Cashflow vor Steuern von € 83 Mio. – ein deutlicher Anstieg um 144%.

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