Brief an die Aktionäre

Gordon Riske, Vorsitzender des Vorstands (Foto)

Gordon Riske
Vorsitzender des Vorstands

Liebe Aktionäre, Kunden, Partner und Freunde der KION Group,

ein Jahr wie das vergangene ist bisher nie dagewesen. 2020 wird als das Corona-Jahr in die Geschichte eingehen – samt aller Auswirkungen auf unser privates und berufliches Leben – und auf unser Geschäft. Auf Basis unserer erfolgreichen Strategie „KION 2027“ ist es uns trotz des zum Teil sehr schwierigen Geschäftsumfelds gelungen, die KION Group im Geschäftsjahr 2020 vergleichsweise gut durch die Pandemie zu steuern. COVID-19 ist für uns nicht nur eine Herausforderung. Der boomende Onlinehandel und entsprechend gefragte Automatisierungs- und Materialflusstechnologien in der Lagerlogistik beförderten die Wachstumschancen für unser Supply Chain Solutions-Geschäft. Entsprechend erwiesen sich im vergangenen Jahr unsere softwaregetriebenen Lösungen für die globalen Lieferketten als deutlich stabilisierender Faktor. Unsere Aufstellung mit zwei starken Segmenten hat sich bewährt.

Vor allem aber haben unsere rund 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit herausragende Arbeit geleistet. Auch in den schwierigsten Phasen der Pandemie waren sie stets für unsere Kunden da, haben sie mit Produkten beliefert und ihnen den bestmöglichen Service geboten. Für diese großartige Leistung unter schwierigsten Rahmenbedingungen danke ich ihnen im Namen des gesamten Vorstands, des Aufsichtsrats und der Eigentümer unseres Unternehmens sehr herzlich. Diese Mannschaft hat gezeigt: Auf die KION Group ist Verlass.

Zudem haben wir auf die veränderte Situation seit März 2020 schnell und umfassend reagiert – nicht nur im Bereich des Gesundheitsschutzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der für uns höchste Priorität genießt. Wir haben in gemeinsamer Verantwortung mit den betrieblichen Gremien alle Möglichkeiten der internen Flexibilisierung genutzt. Unsere Partner- und Zulieferbetriebe haben wir intensiv unterstützt. Und auch im Bereich der Finanzierung haben wir in der Krise aktiv gehandelt: Mit einer mehrfach überzeichneten Unternehmensanleihe sowie einer ebenfalls sehr erfolgreichen Kapitalerhöhung haben wir unsere Finanzstruktur langfristig gestärkt. Unsere anhaltenden strategischen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie der (Aus-)Bau unserer Produktionsstandorte legen den Grundstein für unsere modernen, zunehmend digitalisierten Intralogistik-Lösungen von morgen. Und mit der direkten Verankerung unserer operativen Einheiten im Vorstand seit Anfang dieses Jahres tragen wir der Größe unseres Konzerns Rechnung und schaffen die Strukturen für den nächsten Wachstumsschritt.

Das alles zeigt: Auch in noch so schwierigem Fahrwasser bleiben wir auf Kurs. Tag für Tag arbeiten wir daran, unsere Erfolgsgeschichte auch in den kommenden Jahren fortzuschreiben. Wir sind resilient und zugleich zukunftsorientiert. Als Komplettanbieter mit starker Verankerung auf allen Kontinenten haben wir auch im vergangenen Krisenjahr unsere Chancen erfolgreich genutzt. Und wir haben die Weichen für nachhaltiges, profitables Wachstum gestellt.

2020: Ein Geschäftsjahr mit Herausforderungen – aber auch mit vielfältigen Chancen

Trotz der Corona-Pandemie haben wir im Geschäftsjahr 2020 unseren Auftragseingang gegenüber 2019 sogar um 3,6 Prozent gesteigert. Der Konzernumsatz ging jedoch im Vergleich zum Gesamtjahr 2019 um 5,3 Prozent zurück. Auch das EBIT bereinigt lag mit 547 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis belief sich auf 211 Millionen Euro. Wie schon im Jahresverlauf zu erwarten war, blieben somit einige Kennzahlen hinter denen des Geschäftsjahres 2019 zurück, das allerdings das beste in der bisherigen KION Geschichte war. Durchweg positiv entwickelte sich im Geschäftsjahr 2020 das Segment Supply Chain Solutions: Der immer bedeutendere Onlinehandel und gefragte Materialflusstechnologien in der Lagerlogistik haben das Wachstum deutlich befördert. Die softwaregetriebenen Lösungen für die globalen Lieferketten erwiesen sich damit als stabilisierender Faktor für die KION Group. Aufgrund der pandemie-bedingten Marktlage entwickelte sich das Segment Industrial Trucks und Services im Geschäftsjahr 2020 nicht in demselben Maße wie im Rekordjahr 2019: Die schwächere Absatzentwicklung ist vor allem auf die Marktbelastungen in der Hauptabsatzregion EMEA zurückzuführen. In der Region APAC erreichte das Segment eine positive Entwicklung, insbesondere getrieben durch das überdurchschnittliche Wachstum in China.

Mit „KION 2027“ weiter auf Erfolgskurs

Die Basis unseres Erfolges legt weiterhin unsere Unternehmensstrategie „KION 2027“. Die Fokussierung auf die Zukunftsfelder Automatisierung, Digitalisierung sowie leistungsstarke Energiesysteme hat sich erneut bewährt. Dass wir damit richtig liegen, sehen wir unter anderem am starken Auftragseingang unseres Segments Supply Chain Solutions. Frühzeitig haben wir wichtige Trends in unserer Industrie vorweggenommen und bauen unsere starke Marktposition aus.

Digitale Transformation wird zum „Game Changer“

Das Jahr 2020 hat erneut gezeigt: Die Akquisition von Dematic im Jahr 2016 und der Erwerb des auf Logistikanwendungen spezialisierten britischen Software-Unternehmens "Digital Applications International Limited" (DAI) im Jahr 2020 haben unser Geschäft stark bereichert. Der Trend zu vollautomatisierten Warenhäusern verstärkte sich im vergangenen Geschäftsjahr sogar weiter. Die digitale Transformation und der stetig steigende Automatisierungsgrad bleiben ein entscheidender Differenzierungsfaktor in der Intralogistik: Schnelle, zuverlässige und effiziente Lieferketten sind in der Internetwirtschaft der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Diese Tendenz wird weiter zunehmen und mit der Einführung des Kommunikationsstandards 5G künftig noch genauere Analysen und Aktionen in Echtzeit zulassen. Diese erlauben es unseren Kunden, noch wirtschaftlicher zu arbeiten als bisher.

Großes Potenzial bieten in Zukunft zudem fahrerlose Flurförderzeuge. Sie sind schon heute überall dort im Einsatz, wo wiederkehrende Prozesse stattfinden – ein stark wachsender Markt, in dem die KION Group gemessen am Umsatz im Jahr 2019 mit führend ist. Deshalb hat die KION Group im vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft mit Quicktron geschlossen, einem jungen chinesischen Hersteller von autonomen mobilen Robotern für Warenhäuser. Die Partnerschaft ermöglicht den weltweiten Vertrieb der Quicktron-Produkte durch die Sales- und Servicenetzwerke der KION Group.

Wettbewerbsvorteile mit nachhaltigen Antrieben

Ein besonderes Augenmerk bei Forschung und Entwicklung richtet die KION Group auf neue Energiesysteme. Energieeffizienz gewinnt auch im Materialfluss nach unserer Beobachtung immer mehr an Bedeutung. Wir bieten unseren Kunden entsprechend sämtliche Antriebstechniken, vom Verbrennungsmotor über Elektroantriebe bis hin zur Brennstoffzelle. Unser junges Tochterunternehmen KION Battery Systems GmbH (KBS), ein Joint Venture der KION GROUP AG und der BMZ Holding GmbH, hat im Herbst die Serienproduktion von modernen Lithium-Ionen-Batterien für Flurförderzeuge aufgenommen. In der neu errichteten Produktionshalle in Karlstein am Main können jährlich mehr als 12.000 Batterien für Gabelstapler und andere Flurförderzeuge hergestellt werden.

Zukunftsweisende Innovationen

Den Beweis für die hohe Innovationskraft der KION Group liefern die Entwicklungen der KION Marken. So hat Dematic eine neue Generation des erfolgreichen Multishuttle entwickelt, mit der sich Transport-Geschwindigkeit, Genauigkeit und Verfügbarkeit in Lagern und Distributionszentren erhöhen lässt. Das Multishuttle 2.0 arbeitet noch effizienter und zuverlässiger als sein Vorgänger.

Mithilfe modernster Sensorik erkennt der autonome Kommissionierer OPX iGo neo von STILL seine Umgebung, Hindernisse und Abstände. Anhand der übermittelten Daten und festgelegten Algorithmen trifft das Fahrzeug seine Entscheidungen selbst. So reduziert der OPX iGo neo Kommissionierfehler und erhöht die Kommissionierleistung deutlich. Darüber hinaus führte STILL mit dem Elektrostapler RX 60 (3,5 bis 5,0 t Tragfähigkeit) das neueste Mitglied der RX 60-Familie ein, das mit Umschlagleistung und einer hohen Verfügbarkeit überzeugt – und das ganz ohne Abgase.

Linde setzt mit der neuen Baureihe 1202 H20-H35 mit Verbrennungsmotor neue Maßstäbe bei den Gegengewichtsstaplern: Leistungsstark, vielseitig einsetzbar, robust, bedienerfreundlich und digital vernetzt – das sind die Attribute der neuen Generation. Mit dieser Entwicklung reagieren die Entwickler auf die steigenden Anforderungen, mit denen die Anwender tagtäglich konfrontiert sind.

Investitionen in globales Wachstum

Mit Blick auf weiteres Wachstum treiben wir zudem die Optimierung unserer Produktion kontinuierlich voran und investieren in die Erweiterung unserer weltweiten Kapazitäten. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei der Wachstumsmarkt China ein: So haben wir im vergangenen Sommer mit der Errichtung eines zusätzlichen Werkes für Gegengewichtsstapler im chinesischen Jinan begonnen. In einem der weltweit wichtigsten Material-Handling-Märkte erweitern wir das Portfolio für Flurförderzeuge, um unsere Wachstumschancen im Value Segment zu nutzen. Dafür investieren wir rund 100 Millionen Euro und wollen bis 2025 mehr als 800 neue Arbeitsplätze schaffen. Mit der Minderheitsbeteiligung unseres Ankeraktionärs Weichai Power, der ebenfalls in der Shandong-Provinz seinen Hauptsitz hat, stellen wir zudem eine starke lokale Verankerung sicher. Auf die weitere Erschließung des chinesischen Marktes zielt auch unser bereits zweites Werk in der Region Xiamen ab, in dem wir seit dem vergangenen Jahr Lagertechnikgeräte produzieren. Gleichzeitig wollen wir in China den Vertrieb ausbauen und von der fortschreitenden Elektrifizierung der Flurförderzeuge im Land profitieren.

Auch in der Region EMEA treibt die KION Group ihre Expansion weiter voran: Im Geschäftsjahr 2020 haben wir unseren Standort im tschechischen Stříbro nahe Pilsen erweitert und eine neue, dritte Werkshalle in Betrieb genommen, in der Dematic produziert. Zudem steht der Bau eines hochmodernen Werks für Flurförderzeuge im polnischen Kołbaskowo mit einer Gesamtinvestition von mehr als 60 Millionen Euro kurz vor dem Abschluss. Insgesamt hat der Konzern im Jahr 2020 rund 284 Millionen Euro in seine weltweiten Standorte und in Forschung und Entwicklung investiert; davon entfallen rund 139 Millionen Euro auf Deutschland.

Die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben

KION ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte. 2006 mit mittelständischen Strukturen gestartet, ist die KION Group heute ein global aufgestellter Konzern, der mit einem breiten Produkt- und Leistungsportfolio in mehr als 100 Ländern aktiv ist und im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 8,3 Milliarden Euro erwirtschaftet hat – fast drei Mal so viel wie noch vor gut einer Dekade. Diese positive Entwicklung wollen wir 2021 fortführen: Mit unserer erfolgreichen Strategie „KION 2027“, unserem umfangreichen, leistungsstarken Intralogistik-Portfolio, unserer gestärkten Bilanz, unserer Flexibilität sowie mit der Integration der operativen Einheiten im Vorstand haben wir das Fundament gestärkt, auf dem wir unser künftiges, profitables Wachstum aufbauen wollen. Langfristige Wachstumsperspektiven verschaffen uns die globale Aufstellung und unsere Stärke im Servicegeschäft. Auch die positive Entwicklung im Onlinehandel sowie das von langfristigen Trends geprägte Projektgeschäft mit Automatisierungstechnologien stimmen uns optimistisch.

Deshalb blicken wir mit entschlossener Zuversicht ins Jahr 2021 – für uns und unsere Kunden.

Herzlichst


Gordon Riske
Vorsitzender des Vorstands
KION GROUP AG