Forschung und Entwicklung

Strategische Ausrichtung von Forschung und Entwicklung

Im Rahmen der Strategie KION 2027 werden Forschung und Entwicklung so ausgerichtet, dass sie die Position der KION Group als ein weltweit führender Anbieter von integrierten, automatisierten Supply-Chain- und Mobile-Automation-Lösungen nachhaltig unterstützen. Die Schwerpunkte der F&E-Aktivitäten liegen dabei unverändert auf den Bereichen Energie, Digital und Automatisierung.

Im Kern sind die F&E-Aktivitäten marken- und regionenübergreifend ausgerichtet, was es erleichtert, Forschungsergebnisse und technologisches Know-how im gesamten Konzern auszutauschen. Darauf aufbauend erarbeiten lokale Produktentwicklungsteams für die einzelnen Konzernmarken und Regionen kundenspezifische Lösungen. Neben kontinuierlichen Innovationen, die auf die Anforderungen der Kunden ausgerichtet sind, besteht ein weiteres Ziel der F&E-Aktivitäten darin, die Komplexität und Vielfalt der Produktpalette zu reduzieren und die Entwicklungszeiten für neue Produkte zu verkürzen.

Wesentliche F&E-Kennzahlen

Im Geschäftsjahr 2020 betrugen die Ausgaben für F&E 235,3 Mio. € nach 237,3 Mio. € im Vorjahr. Bezogen auf die Umsatzerlöse entspricht dies einem Anteil von 2,8 Prozent (2019: 2,7 Prozent). Die aufwandswirksam erfassten F&E-Kosten betrugen in Summe 156,8 Mio. € (Vorjahr: 155,3 Mio. €). Zusätzlich fielen planmäßige Abschreibungen auf aktivierte Entwicklungsleistungen in Höhe von 97,1 Mio. € (Vorjahr: 82,1 Mio. €) an, die in den Umsatzkosten ausgewiesen werden (siehe Konzernanhang, Textziffer [17]).

Forschung und Entwicklung (F&E)

in Mio. €

2020

2019

Veränderung

Forschungs- und Entwicklungskosten (GuV)

156,8

155,3

0,9 %

Aktivierung von Entwicklungskosten

78,5

81,9

–4,2 %

F&E-Gesamtausgaben

235,3

237,3

–0,8 %

F&E-Anteil am Umsatz

2,8 %

2,7 %

Bezogen auf die Zahl der Vollzeitstellen lag die Zahl der Mitarbeiter in den F&E-Arbeitsbereichen zum Jahresende 2020 bei 1.701 und damit 7,5 Prozent höher als zwölf Monate zuvor (1.583). Um vor Nachahmungen geschützt zu sein, verfolgt die KION Group eine dezidierte Patentstrategie. Zum Jahresende 2020 verfügten alle Unternehmen der KION Group zusammen über 2.836 Patentanmeldungen und erteilte Patente (Ende 2019: 2.912). Im Berichtsjahr wurden 111 Patente erstmals angemeldet, nach 81 im Vorjahr.

F&E-Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2020

Energie

Die Neu- und Weiterentwicklung von energieeffizienten Antriebskonzepten bildete auch im Jahr 2020 einen Schwerpunkt.

Der elektrisch angetriebene Stapler RX 60-25/35 von STILL erreicht die Performance eines mit Verbrennungsmotor angetriebenen Fahrzeugs. Das neu in den Markt eingeführte Modell wurde mit dem Branchenpreis IFOY Award in der Kategorie „Counter Balanced Truck bis 3,5 t“ ausgezeichnet. Gewürdigt wurden neben der hohen Produktivität, der Geräuscharmut und der Flexibilität auch die niedrigen Betriebskosten durch den Elektroantrieb und dessen geringer Wartungsaufwand.

Die neu eingeführten Modelle des kompakten Vertikalkommissionierers OXV von STILL sind sowohl mit Batterien in der klassischen Blei-Säure-Ausführung als auch mit Lithium-Ionen-Akkus verfügbar und sorgen über ein auf Knopfdruck verfügbares Eco-Fahrprogramm für eine erhöhte Energieeffizienz.

Linde hat zudem mit dem neuen Fahrerstandgerät Linde E10, das wahlweise mit Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet ist, eine vielseitig einsetzbare Lösung für die Transportaufgaben auf den Markt gebracht. Auch bei den drei neuen Schleppermodellen P40 C, P40 C B und P60 C von Linde können Kunden zwischen beiden Batterievarianten wählen.

Die im September in den Markt eingeführten Niederhubwagen EXH-S 20/25 und EXD-S 20 von STILL mit fester Standplattform sind mit einer optionalen und wartungsfreien Lithium-Ionen-Batterie ausgerüstet, die sich über dezentrale kleinere Ladestationen auch in kurzen Arbeitspausen zwischenladen lässt. Ein optional verfügbares Einbauladegerät ermöglicht zudem das Laden über eine normale Steckdose.

Digital

Die Digitalisierung von Kundenlösungen – auch unter Nutzung des proprietären Warehouse Management Systems Dematic iQ – wird durch die Digitalisierung und die daraus resultierende Performanceverbesserung interner Prozesse begleitet. Die KION Group integriert dabei Software als Teil von Lösungen und vermarktet Softwarelösungen vermehrt als eigenständige Produkte.

Mit der Akquisition von Digital Applications International Limited (DAI), einem britischen auf Logistikautomatisierungslösungen spezialisierten Softwareunternehmen, hat die KION Group das Intralogistik-Softwareangebot von Dematic signifikant erweitert. Das Kernprodukt von DAI ist ein Warehouse Management System (WMS), das die Kapazitäten von Dematic iQ Automatisierungslösungen ausweitet. Diese wurden bereits im Berichtsjahr gemeinschaftlich weiterentwickelt.

Ein langfristiger weiterer Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung in der KION Group im Bereich Digitalisierung ist die intensivierte Nutzung künstlicher Intelligenz für Produkte und Softwarelösungen.

Fortschritte gab es ferner bei der Integration des Flottenmanagements auf eine einheitliche Softwareplattform, bei digitaler Vernetzung sowie bei der Entwicklung und Einführung von „digitalen Zwillingen“ für Komponenten der Linde Baureihe 1202 H20-H35. Letztere legen die Grundlage für eine effizientere und einfachere Wartung.

Automation

Im Fokus der F&E-Aktivitäten im Bereich Automation stehen Lösungen, mit deren Hilfe Kunden ihrem Ziel einer weitgehend automatisierten Lagerhaltung näherkommen.

Ein wichtiger Schritt war die im Berichtsjahr vereinbarte und durch den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung unterlegte strategische Partnerschaft mit Quicktron, einem in Schanghai ansässigen Hersteller mobiler automatisierter Roboter (AMR). Die Technologie dieser Lösungen basiert auf dem Einsatz künstlicher Intelligenz. Im Rahmen der Zusammenarbeit sind gemeinsame Entwicklungsprojekte von Unternehmen der KION Group und Quicktron in diesem Feld vorgesehen.

Dematic hat im Berichtsjahr die Automatisierungslösung für die Lagerung von Paletten optimiert. Das Dematic Standardized Automated Pallet Storage ist ein modulares System aus bewährten Komponenten, das entsprechend den spezifischen Kundenanforderungen konfiguriert wird. Da die einzelnen Komponenten standardisiert sind, kann die Anlage innerhalb kurzer Zeit installiert und in Betrieb genommen werden.

Speziell auf die Anforderungen der Lieferkette der Protein-Industrie zugeschnitten ist die neue Version der Order-Fulfillment-Lösung von Dematic. Mit ihr lassen sich Kommissionierung, Distribution und Versand automatisieren. Die Basis ist ein Dematic Multishuttle System, das die Produkte automatisch einlagert, puffert, sortiert und für die Kommissionierung und die Auftragszusammenstellung sequenziert.

Linde Material Handling brachte im November die zweite Generation des Schubmaststaplers Linde R-MATIC sowie mit dem Hochhubwagen Linde L-MATIC HD weiterentwickelte bzw. neue automatisierte Flurförderzeuge auf den Markt. Der Linde R-MATIC ist EMEA-weit der einzige automatisierte Schubmaststapler in Hybridausführung, der in Arbeitsgängen von bis zu 2,90 Meter Breite manövrieren kann. Softwaregesteuert lagert das Gerät Paletten selbst in Hubhöhen von mehr als elf Metern mit sehr hoher Genauigkeit ein.

Projekte im Rahmen von F&E-Kooperationen

Im Geschäftsjahr 2020 wurden drei Konsortialprojekte abgeschlossen. Im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekt QBIIK wird die autonome Produktionsversorgung eines Supermarkts mit einem mobilen Roboter im Automotive-Bereich gezeigt. Die Funktion des mobilen Roboters wurde beim Anwendungspartner Audi in der produktiven Lagerumgebung nachgewiesen.

Das ebenfalls vom BMWi geförderte Leuchtturm-Projekt IC4F (Industrial Communication for Factories) untersuchte die sichere und echtzeitfähige Kommunikation in industriellen Anwendungen mit den Schlüsseltechnologien 5G und Cloud Computing. Die KION Group konnte das Konsortialvorhaben maßgeblich mitgestalten und auf dem Abschlussevent bei STILL in Hamburg mit 15 Partnern aus Industrie und Wissenschaft die Ergebnisse in Live-Demonstrationen präsentieren.

Das Projekt CableBot wurde ebenfalls im Jahr 2020 erfolgreich abgeschlossen. Gemeinsam mit der kanadischen Universität Waterloo wurden neue, kabelbasierte Technologien für automatisierte Ein- und Auslagerungssysteme erforscht und an einem Prototyp gezeigt. Die KION Group prüft aktuell Optionen zur weiteren Verwertung der Ergebnisse.

Weitere Projekte an unterschiedlichen Standorten der KION Group laufen derzeit noch. Darunter auch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt Deep-PTL. Es ermöglicht es der KION Group, aktuelle Erkenntnisse aus der KI-Forschung in die Anwendung zu bringen. So konnte in der erfolgreichen Zwischenpräsentation das große Potenzial der Technologie am Beispiel eines intelligenten Fahrassistenzsystems zur Umgebungserkennung gezeigt werden.