Markt und Einflussfaktoren

Der Material-Handling-Markt, der Flurförderzeuge und Supply-Chain-Lösungen einschließlich Services umfasst, hat nach Einschätzung der KION Group in den zurückliegenden fünf Jahren (2015 bis 2020) trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einer durchschnittlichen wertmäßigen jährlichen Wachstumsrate von rund 6 Prozent das globale reale Wirtschaftswachstum übertroffen.

Vom relevanten Marktvolumen entfallen nach Einschätzung der KION Group rund 60 Prozent auf den Umsatz mit Flurförderzeugen und verbundenen Services, die für die Aufrechterhaltung globaler und regionaler Produktions- und Lieferketten branchenübergreifend unverzichtbar sind. Der andere Teil des Marktvolumens entfällt auf den Umsatz mit Supply-Chain-Lösungen, deren Wachstum maßgeblich von der zunehmenden Automatisierung von Produktions- und Logistikprozessen in unterschiedlichen Industrien profitiert.

Der Material-Handling-Markt wurde in der Vergangenheit in großem Maße von makroökonomischen Faktoren beeinflusst. Die konjunkturelle Entwicklung in den verschiedenen Regionen und die Wachstumsraten des Welthandels stellen wesentliche Einflussfaktoren für die Investitionsbereitschaft der Kunden dar. Ein zentraler übergeordneter Wachstumstreiber bleibt, trotz der von der Corona-Pandemie ausgelösten Regionalisierung einiger Lieferketten, die Globalisierung vieler Industriezweige. Darüber hinaus treiben globale Megatrends wie E-Commerce, eine wachsende Weltbevölkerung, Urbanisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit das Wachstum des Material-Handling-Markts voran.

Diese Entwicklungen und Trends erhöhen nach Einschätzung der KION Group den Bedarf an dezentralisierten Lager- und Logistikkapazitäten für die Verzahnung immer stärker fragmentierter Wertschöpfungs- und Lieferketten sowie die Nachfrage nach kleineren Lagern und Micro-Fulfillment-Lösungen. Die Digitalisierung erhöht die Konnektivität und Big-Data-Funktionen von Intralogistiklösungen, um der wachsenden Nachfrage nach vernetzten Fahrzeugen und Systemen, vorausschauenden Wartungstools und Selbstüberwachung von Geräten sowie Virtual-Reality-Lösungen und Automatisierung gerecht zu werden. Das Interesse an automatisierten und digitalen Lösungen ist nach Einschätzung der KION Group im Zuge der Corona-Pandemie gestiegen, da sie zur Sicherheit und Widerstandsfähigkeit intralogistischer Prozessabläufe beitragen.

Historisch weist das Segment Industrial Trucks & Services im Neugeschäft eine sehr hohe Korrelation zur Entwicklung von breiten wirtschaftlichen Indikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt und der Industrieproduktion auf. Demgegenüber ist das Segment Supply Chain Solutions aufgrund längerer Projektlaufzeiten von oftmals bis zu mehreren Jahren, aber auch aufgrund des zugrunde liegenden stabilen E-Commerce-Wachstums in der Tendenz weniger zyklisch. Serviceleistungen entwickeln sich in beiden Segmenten grundsätzlich stabiler als das Produkt- oder Projektgeschäft, da sie auf der Basis von installierten Fahrzeugen und Systemen über deren gesamte Lebensdauer erbracht werden. Die wirtschaftliche Lage wird ferner durch die jeweilige Wettbewerbssituation sowie die Entwicklung von Rohstoffpreisen und Wechselkursen beeinflusst. Daneben ist die wirtschaftliche Entwicklung in einzelnen Kundenbranchen ein bedeutender Einflussfaktor. Wichtige Branchen sind dabei das produzierende Gewerbe, die Nahrungsmittelindustrie, der allgemeine Waren- und der Lebensmittelhandel, die Logistikdienstleister sowie reine E-Commerce-Anbieter.

Regulatorische Rahmenbedingungen haben sowohl im Segment Industrial Trucks & Services als auch im Segment Supply Chain Solutions ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf das Geschäftsmodell. Die Unternehmen der KION Group müssen mit ihren Produkten und Dienstleistungen die spezifischen rechtlichen Vorgaben in den jeweiligen Märkten erfüllen. Die Übereinstimmung der Produkte und Dienstleistungen mit den unterschiedlichen Regelungen ist entsprechend zu verifizieren oder zertifizieren. Viele der gesetzlichen Anforderungen werden in produktspezifischen und anderen Normen (beispielsweise EN, ISO oder DIN) konkretisiert. Die Managementsysteme der KION Group sind auf diese Anforderungen ausgerichtet. Die Zertifizierungen sollen auf alle Produktionsstätten sowie Vertriebs- und Servicestandorte ausgedehnt werden.

Die Errichtung und der Betrieb von Produktionsanlagen unterliegen ebenfalls rechtlichen Anforderungen, unter anderem zur Vermeidung von Luftverschmutzung, der Lärmreduktion, der Produktion von Abfällen und zu deren Entsorgung sowie zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz, die von der KION Group sämtlich erfüllt werden. Ebenso eingehalten werden sämtliche rechtlichen Vorschriften, die an das Export- sowie das Finanzierungsgeschäft gestellt werden.

Einflussfaktoren im Segment Industrial Trucks & Services

Der Weltmarkt für Flurförderzeuge einschließlich Services ist nach Einschätzung der KION Group in den zurückliegenden fünf Jahren wertmäßig um durchschnittlich rund vier Prozent jährlich gewachsen. Das Volumenwachstum im Neufahrzeuggeschäft sowie der im langjährigen Vergleich wachsende Beitrag des Servicegeschäfts haben wesentlich dazu beigetragen.

Im Berichtsjahr machten Gegengewichtsstapler mit Verbrennungsmotor nach bestellten Stückzahlen insgesamt 36 Prozent des Weltmarkts aus, während Elektrostapler 15 Prozent und die Lagertechnik 49 Prozent dazu beitrugen.

Nachhaltigkeit und Elektrifizierung gehören zu den Haupttreibern auf dem Markt für Flurförderzeuge und Dienstleistungen. Kunden fordern zunehmend Lösungen für umweltfreundliche Lieferketten und dabei hauptsächlich elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Folglich entfiel in den letzten Jahren das stärkste Marktwachstum im Neufahrzeuggeschäft auf Stapler und Lagertechnikgeräte mit Elektromotor. Ein Großteil des zusätzlichen Marktvolumens für neue Flurförderzeuge ist auf die Elektrifizierung von manuellen Hubwagen zurückzuführen, die durch elektrifizierte Einstiegsgeräte in den unteren Gewichtsklassen ersetzt wurden. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Einzelpreise von Lagertechnikgeräten im Durchschnitt deutlich unter denen von Gegengewichtsstaplern liegen, sodass die wertmäßige Verteilung ein Übergewicht bei den Gegengewichtsstaplern zeigt. In Wachstumsmärkten entfällt auf Gegengewichtsstapler mit Verbrennungsmotor nach wie vor ein vergleichsweise hoher Anteil am Gesamtstückvolumen.

Ebenso wirken sich strengere Emissionsvorschriften und neue Energielösungen, insbesondere Lithium-Ionen-Batterien, aber auch Brennstoffzellen, positiv auf die Nachfrage nach Gegengewichtsstaplern mit elektrischem Antrieb und Lagereinrichtungen aus.

Darüber hinaus treibt die zunehmende Automatisierung von Lagern und der daraus resultierende Anstieg des Innenraum-Materialflusses die Nachfrage nach Flurförderzeugen mit elektrischem Antrieb an. Fahrerlose Transportlösungen als Hybridlösungen, die durch Hinzufügen von Automatisierungstechnologie mit Standard-Flurförderzeugen kombiniert werden, werden für Kunden immer attraktiver. Diese Produkte zielen darauf ab, Verletzungen von menschlichen Bedienern und Schäden an Gütern und Infrastruktur zu reduzieren und die Transportqualität, Zuverlässigkeit und Produktivität zu verbessern.

Die Digitalisierung hat zu einer wachsenden Nachfrage nach vernetzten Fahrzeugen geführt, beispielsweise nach Flottenmanagementsystemen sowie nach Produkten, die Big Data zur Unterstützung der Tools für die vorausschauende Wartung nutzen.

Der Markt für Flurförderzeuge profitiert von steigenden Kundenanforderungen an Qualität, Effizienz und Umweltfreundlichkeit von Flurförderzeugen wie von steigenden Anforderungen an den Kundenservice, die Ersatzteilverfügbarkeit oder flexible Mietlösungen. Dabei liegt der Kundenfokus verstärkt auf der Optimierung der Gesamtkosten entlang der Lebensdauer eines Fahrzeugs (Total Cost of Ownership) sowie zunehmend auf der Fähigkeit zur Integration in vollautomatische Intralogistiklösungen. Gleichzeitig steigt der globale Wettbewerbsdruck, da im Economy-Segment beheimatete Hersteller aus China eine internationale Expansionsstrategie verfolgen. In den reifen Märkten und zunehmend auch in Wachstumsmärkten führt der große Bestand an Fahrzeugen überdies zu einem entsprechend hohen Ersatzbedarf und einer steigenden Nachfrage nach Serviceleistungen.

Einflussfaktoren im Segment Supply Chain Solutions

Der Markt für Supply-Chain-Lösungen wuchs in den zurückliegenden fünf Jahren (2015 – 2020) nach Einschätzung der KION Group aufgrund des zunehmenden Bedarfs in den zentralen Abnehmerbranchen wesentlich schneller als der Markt für Flurförderzeuge und Services. Dazu trugen das Projektgeschäft (Business Solutions) sowie nachgelagerte Dienstleistungen (Customer Services) bei.

Dabei profitiert das Dienstleistungsgeschäft von der wachsenden Anzahl installierter Systeme und einem Trend zum Outsourcing von Logistikprozessen.

Einen starken Einfluss auf die Nachfrage nach Lieferkettenlösungen, einschließlich Lagerautomatisierungen und Lösungen für Sortierung und automatisierten Warentransport, hat das Wachstum des E-Commerce. Nach Einschätzungen des Research Instituts eMarketer ist der globale Onlinehandel (B2C) von 2015 bis 2020 mit einer durchschnittlichen Rate von rund 23 Prozent gewachsen. Gleichzeitig ist eine zunehmende Verbreitung von Omnichannel-Ansätzen in allen Branchen zu beobachten. Dies hat nach Einschätzung der KION Group die Bereitschaft der Unternehmen erhöht, in die Neuausrichtung von Lieferketten hin zu mehr Automatisierung und Digitalisierung zu investieren. Zunehmende Komplexität und veränderte Kundenerwartungen erfordern kürzere Vorlaufzeiten, einen effizienteren Warenfluss, eine breitere Produktpalette und eine verbesserte Prozesssicherheit.

Insbesondere kleinere Auftragsgrößen in Kombination mit häufigeren Aufträgen erfordern effiziente, automatisierte Lösungen. Dies treibt die Nachfrage nach dezentralen und kleineren Lager- und Logistikkapazitäten sowie nach Micro-Fulfillment-Lösungen in städtischen Gebieten voran, die schnellere Lieferungen ermöglichen und aufgrund automatisierter Prozesse die Personalkosten und die Flächenkosten reduzieren. Das Research Institut Interact Analysis erwartet dementsprechend für den Markt im Bereich Micro-Fulfillment Automation in den nächsten Jahren ein signifikantes Wachstum. Gleichzeitig verlagert sich der Fokus des technologischen Fortschritts zunehmend auf Software- und Robotiklösungen. Interact Analysis geht in diesem Zusammenhang von einem überdurchschnittlichen Wachstum des Marktes für fahrerlose Transportlösungen („AGVs“) und autonome mobile Robotikanwendungen („AMRs“) aus.